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Mit tiefer Bestürzung nimmt die Palästinensische Gemeinde-Kassel e.V. die Entscheidung des
Kasseler Stadtparlaments zur Kenntnis, verletzte und traumatisierte Kinder aus dem
Gazastreifen nicht aufzunehmen.
Seit fast 700 Tagen erleben Kinder in Gaza ununterbrochenes Leid: Mehr als 19.000 Kinder
wurden getötet. Rund 40.000 haben mindestens ein Elternteil oder beide Eltern verloren.
Über 132.000 Kinder sind vom Hungertod bedroht. Sie verlieren Eltern, Geschwister und ihr
Zuhause. Viele liegen in zerstörten Krankenhäusern – ohne Strom, ohne Medikamente, ohne
ausreichende ärztliche Versorgung. Operationen müssen oft ohne Betäubung durchgeführt
werden, weil keine Narkosemittel mehr vorhanden sind. Besonders erschütternd ist, dass
Hunger gezielt als Waffe eingesetzt wird. In Gaza-Stadt und Umgebung herrscht inzwischen
eine offiziell festgestellte Hungersnot. Mehr Kinder sind dort bereits gestorben als in allen
anderen Konflikten weltweit. Mehr als 90 Kinder sind bereits an Unterernährung, Dehydrierung
und vermeidbaren Krankheiten gestorben. Andere durchsuchen Trümmer nach Essbarem,
während ihre Körper immer schwächer werden. Das Leid, das sie ertragen müssen, ist kaum in
Worte zu fassen.
Während SPD und Linke im Kasseler Stadtparlament Anträge gestellt haben, um Kinder
aufzunehmen und medizinisch zu versorgen, haben die Koalitionsfraktionen der Grünen, der
CDU und der FDP diese abgelehnt. Damit liegt es nun in der Verantwortung der Kasseler
Stadtpolitik, ob sie dem Leid dieser Kinder tatenlos zusieht oder konkrete Hilfe leistet.
Andere Städte – darunter Frankfurt, Bonn, Kiel, Hannover, Düsseldorf und Leipzig – haben
gezeigt, dass Hilfe möglich ist, wenn der politische Wille vorhanden ist. Kassel hingegen
verschließt seine Türen – und das erfüllt uns mit tiefer Trauer. Eine Stadt, die für Weltoffenheit
steht, darf in dieser humanitären Katastrophe nicht tatenlos bleiben.
Wir fragen daher: Wie viele Kinder müssen noch sterben, verhungern oder zu Waisen werden,
bevor Kassel Verantwortung übernimmt?
Die UN-Kinderrechtskonvention verpflichtet uns, jedem Kind das Recht auf Leben, Nahrung und
Schutz zu gewährleisten. Diese Verpflichtung darf nicht nur auf dem Papier bestehen, sie muss
in der Realität umgesetzt werden.
Darum appellieren wir an die Fraktionen von Grünen, CDU und FDP: Revidieren Sie Ihre
Entscheidung und übernehmen Sie Ihre moralische Verantwortung gegenüber den Kindern in
Gaza. Wir fordern zugleich den Magistrat und den Oberbürgermeister auf, im Falle eines neuen
Beschlusses, die Umsetzung im Sinne der Menschlichkeit sicherzustellen.
Jedes gerettete Kind bedeutet Hoffnung – ein Sieg über Zerstörung und Verzweiflung.

Bild Unicef