Deir Suneid

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Als Teil unserer Serie „Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas“ stellen wir euch heute das Dorf „Deir Suneid“ vor.

Deir Suneid ist ein entvölkertes palästinensisches Dorf, das 12 km nordöstlich von Gaza liegt. Die Lage von Deir Suneid war bedeutend, da es eine Station der Eisenbahnlinie Rafah–Haifa zwischen al-Majdal und Gaza war. Von dem Dorf führten befestigte Straßen zu benachbarten Orten wie Hirbiya, Dimra, Simsim und Najd. Das Dorf lag 30 m über dem Meeresspiegel, und sein Land befand sich zwischen dem Wadi al-ʿAbd im Norden und dem Wadi al-Hasi im Süden.

Das Dorf lag in der Küstenebene, nicht weit vom Meer entfernt, zwischen dem Wadi al-ʿAbd im Norden und dem Wadi al-Hasi im Süden. Da Deir Suneid an der Küstenstraße lag und dort eine Eisenbahnstation vorhanden war, bestanden enge Verbindungen zu Gaza im Süden und zu Al-Majdal im Norden. Der Name des Dorfes deutet darauf hin, dass sich dort in vergangenen Zeiten christliche Mönche aufhielten – wenn er auch nicht auf eine christliche Bevölkerung hinweist. „Suneid“ ist der Name eines arabischen Stammes.

Im Jahr 1596 war Deir Suneid ein Dorf in der Region Gaza (Stadtkreis Gaza) mit 66 Einwohnern. Es zahlte Steuern auf verschiedene Feldfrüchte wie Weizen, Gerste und Obst, ebenso wie auf andere Erträge wie Ziegen und Bienenstöcke, an das Osmanische Reich.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Deir Suneid ein mittelgroßes Dorf, das durch zwei sich rechtwinklig kreuzende Straßen in vier Viertel aufgeteilt war. Die Häuser waren aus Lehmziegeln gebaut, und es gab Brunnen, Gärten und ein Wasserbecken. Im Zentrum stand eine Moschee. Gegen Ende des britischen Mandats hatte sich die Bebauung nach Westen in Richtung der Küstenstraße ausgedehnt.

1945 wurde dort eine Schule errichtet, die im selben Jahr mit 63 Schülern eröffnet wurde. Außerdem entstanden einige kleine Läden. Die Wirtschaft basierte hauptsächlich auf Landwirtschaft. Die Getreidefelder lagen im Süden, während Obst und Gemüse im Nordosten und Nordwesten angebaut wurden. In den Jahren 1944/45 waren 158 Dunum 0,158 km² für Zitrusfrüchte und Bananen bestimmt, 4.361 Dunum[i] 4,361 km² für Getreide und 512 Dunum 0,512 km²  bewässert oder als Obstgärten genutzt. Es wurden acht Brunnen mit einer Tiefe von 14 bis 30 Metern gegraben. Neben der Landwirtschaft spielte auch der Handel für einige Dorfbewohner eine Rolle.

Nakba 1948

Der genaue Tag der Besetzung von Deir Suneid lässt sich nicht bestimmen. Doch höchstwahrscheinlich geschah sie Ende Oktober oder Anfang November 1948. Das Dorf wurde zu Beginn der Operation Yoav am 15.–16. Oktober, nach Angaben des israelischen Historikers Benny Morris, aus der Luft bombardiert. Laut einem Bericht der New York Times wurde das Dorf am 21. Oktober erneut heftig bombardiert. In den letzten Phasen dieser Operation rückte die israelische Armee entlang der Küstenstraße vor, nachdem sich die ägyptischen Truppen zurückgezogen hatten, und besetzte am 4. November Al-Majdal, eine Stadt nördlich von Deir Suneid.

Auf dem Gebiet des Dorfes gibt es keine israelischen Siedlungen. Die Kolonie Yad Mordechai wurde jedoch bereits 1943 nördlich des Dorfgebietes gegründet.

Deir Suneid Heute

Von den Dorfstrukturen ist heute nur noch eine Eisenbahnbrücke erhalten, sowie bedeutende Teile der Bahnlinie und drei Gebäude des Bahnhofs. Die Steinbrücke verläuft über ein Tal und spannt sich über vier große Bögen. Die Bahnhofsgebäude sind verlassen und verfallen. Auf dem Gelände wachsen Kakteen, Eukalyptusbäume, Lycium-Sträucher und Dornengestrüpp. Die umliegenden Ländereien sind bewirtschaftet.

 

[i] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.

Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:

Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².

Quellen:

Dunum

Dayr Sunayd – Gaza – دير سنيد (דיר סניד) – Palestine Remembered

الموسوعة التفاعلية للقضية الفلسطينية | دير سنيد