Jaba’a

Es gibt drei Dörfer in Palästina namens Jaba‘a. Eins befindet sich in Jenin (Westjordanland), ein anderes befindet sich in Jerusalem und das letzte befindet sich in Haifa (besetztes Palästina). Als Teil unserer Serie “Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas” stellen wir euch heute das Dorf “Jaba’a in Jenin” vor.

Das Dorf Jaba‘a liegt im Norden des Westjordanlands, genauer gesagt im Gouvernement Jenin, und gilt als eines der palästinensischen Dörfer mit einer langen Geschichte und einem reichen Erbe.

Jaba‘a liegt an der Hauptstraße zwischen den Städten Jenin und Nablus, etwa 20 Kilometer von beiden entfernt, und ist damit eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Städten. Außerdem liegt es 660 Meter über dem Meeresspiegel und umfasst eine Fläche von 220.000 m2. Es ist umgeben von den Dörfern Anza, Aja, Al-Fandakumiya, Silat Al-Dhahr, Al-Atara, Sris und Yassid.

Das Dorf zeichnet sich durch seine geografische Lage an den Hängen des Berges Debron aus, umgeben von fruchtbaren Böden und weiten Weiden, was zum Wohlstand der dortigen Landwirtschaft und Viehzucht beiträgt.

Die Einwohner von Jaba’a haben ihre Wurzeln auf der Arabischen Halbinsel und leben seit etwa dreitausend Jahren in dieser Gegend. Im Dorf wurden archäologische Fundstücke aus der Bronze-, Eisen-, Perser-, Hellenistischen, Römischen und Byzantinischen Zeit entdeckt, die auf seine lange Geschichte hinweisen.

Jaba’a wurde 1517 zusammen mit dem Rest Palästinas in das Osmanische Reich eingegliedert. In den osmanischen Steuerregistern von 1596 erschien es unter dem Namen Jaba’a, gelegen in dem Unterbezirk von “Jabal Sami” im Landkreis Nablus. Es hatte eine Bevölkerung von 42 Familien, alle Muslime, die einen festen Steuersatz von 33,3 % auf landwirtschaftliche Produkte zahlten, darunter Weizen, Gerste, Sommerfrüchte, Olivenbäume, Ziegen und Bienenstöcke, zusätzlich zu gelegentlichen Einnahmen und einer Presse für Oliven oder Trauben; insgesamt 15.304 Akçe[i] (ca.9565 Euro).

Während der osmanischen Herrschaft diente Jaba‘ als Thronsitz (Kursi) der Familie Jarrar, die die mächtigste Adelsfamilie im ländlichen Hinterland von Nablus war. In späteren Jahren zog ein Teil der Familie in ein nahegelegenes Gebiet und gründete das heutige Sanur[ii], das die Familie ebenfalls befestigte.

Während des arabischen Aufstands in Palästina gegen die britische Kolonisation von 1936 bis 1939 war Jaba’a die Heimat von Fawzi Jarrar, einem führenden Rebellenkommandeur im Gebiet von Jenin.

Die Bevölkerung von Jaba’a wuchs in den Statistiken von 1945 auf 2.100 an; 2.090 Muslime und 10 Christen. Die Gesamtfläche des Dorfes betrug 24.620 Dunam[iii]  24,62 km2, von denen 96,1 % im Besitz von Arabern waren, der Rest war Staatseigentum. Von den Ländereien des Dorfes wurden 2.671 2,671 km2  Dunam für Plantagen und bewässerbares Land genutzt, 11.054 11,05 km2  Dunam für Getreide, während 42 0,042 km2 Dunam bebaute (städtische) Flächen waren.

Jaba‘a ist bekannt für den Anbau von Oliven, Feigen und Mandeln und genießt einen guten Ruf für seine Töpferwaren, die zu den berühmtesten Palästinas zählen. Die Einwohner pflegen auch ihr volkstümliches Erbe, was zur Bewahrung der palästinensischen kulturellen Identität beiträgt.

Nakba 1948

Die Bevölkerung von Jaba wurde während der Nakba 1948 nicht vertrieben. Das Dorf leidet dennoch seit 1967 unter israelischer Besatzung und ist Opfer der israelischen Apartheidpolitik.

Jaba’a Heute

Heute ist Jaba’a eine palästinensische Stadt im Gouvernement Jenin mit einer Bevölkerung von etwa 10.413 Einwohnern (Stand: 2017). Sie wird von einem Gemeinderat unter der Leitung von Bassam Al-Jarrar verwaltet.

[i] Auch Aqce ist die erste und für über 100 Jahre einzige Silbermünze der Osmanen. Der Name geht auf die Farbe der Münze zurück und bedeutet „weißlich“ oder silbern. Als Vorbild diente der silberne Asper der Komnenen von Trapezunt. Das wichtigste Zahlungsmittel des Osmanischen Reichs soll bereits unter Otman I. (gestorben 1326) geprägt worden sein; deshalb wird der Akce in der türkischen Literatur auch „Otmani“ genannt. Quelle: Reppa Lexikon-Eintrag: Akce

[ii] Sanur ist ein palästinensisches Dorf 26 Kilometer südwestlich von Jenin (im Gouvernement Jenin) des Staates Palästina. Nach Angaben des palästinensischen Zentralamts für Statistik hatte Sanur im Jahr 2007 eine Bevölkerung von 4.067 und im Jahr 2017 von 5.036. Quelle: Sanur, Jenin – Wikipedia

[iii] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.

Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:

Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².

Quellen:

Dunum

Jaba – Welcome To Palestine

Jaba‘ – جبع-Jinin – Palestine Remembered