organisiert von der Palästinensischen Gemeinde-Kassel e.V.
Erleben und erlernen Sie die Kunst der palästinensischen Stickerei an der Treppenstraße 4 am 25.10.2025 von 15:30-18:30!
Die Palästinensische Gemeinde-Kassel e.V. bringt die uralte Tradition der palästinensischen Stickerei, auch Tatreez genannt, nach Kassel. Tatreez ist mehr als nur Handarbeit – es ist ein jahrhundertealtes kulturelles Erbe, das ebenfalls von der UNESCO seit 2021 als weltweites Kulturerbe bezeichnet wird. Die Kunst des Tatreez teilt Geschichten, die palästinensische Identität und ihre Verbundenheit zum Land durch den Faden. Tatreez ist für viele palästinensische Frauen ein Ausdruck von Stolz, Geschichte und Widerstand. Mit diesem Workshop möchte die Palästinensische Gemeinde-Kassel e.V. dieses Wissen teilen und Brücken zwischen Kulturen bauen. Im Workshop werden nicht nur grundlegende Sticktechniken vermittelt, sondern auch die Bedeutung der Muster und Farben erklärt.
Der Workshop richtet sich an alle ab 14 Jahre, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Die Teilnahme ist kostenlos, dennoch ist eine Anmeldung erforderlich. Ein Link auf unserer Website ermöglicht Ihnen, problemlos ein Ticket zu buchen.
Die Palästinensische Gemeinde-Kassel e.V. freut sich, alle herzlich zu empfangen. Lasst uns unsere Geschichten durch den Faden verweben!
Als Teil unserer Serie “Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas” stellen wir euch heute das Dorf “Yibna” vor.
Das Dorf lag in der Küstenebene, etwa 7,5 km östlich des Mittelmeers. Es galt als zentraler Knotenpunkt eines Verkehrsnetzes, das den Süden Palästinas mit dem westlichen Zentralgebiet verband. Dort befand sich eine Bahnstation auf der Strecke zwischen Gaza und Lydda, und auch die Hauptstraße von Gaza nach Jaffa führte durch das Dorfgebiet. Die Dorfgebäude erstreckten sich entlang der Straßen und der Eisenbahnlinie und wurden von vier Hauptstraßen durchzogen – zwei nach Norden, zwei nach Süden –, die sich in der Mitte etwa kreuzten. Die Entfernung nach Jaffa betrug etwa 24 km, zum Meer nur rund 6 km.
Literarische Quellen liefern viele Details zur alten Geschichte Yibnas. Im Alten Testament erscheint der Ort unter dem Namen „Yibna“ (2. Chronik 26:6–8) und scheint zu den Städten der alten Philister gehört zu haben. In der hellenistischen Zeit war Yibna ein militärisches und administratives Zentrum der Region.
Die heutige Siedlung Yibna wurde auf den Ruinen einer alten kanaanäischen Stadt namens „Yibna“ errichtet, was wohl „der Herr baut“ bedeutet. In der Römerzeit hieß sie „Iamnia“, die Araber nannten sie „Yubna“ oder „Yibna“ und die Kreuzfahrer „Ibelin“.
Bereits während der makabäischen Kriege spielten die Römer eine Rolle in der Stadtgeschichte: 156 v. Chr. zerstörten sie Yibna und setzten Feuer, doch wenige Jahre später ließ Gabinius die Stadt wieder aufbauen. Unter Kaiser Augustus schenkte man Yibna Herodes dem Großen, der auch die Küstenstadt Caesarea errichten ließ. In der römischen Zeit erlebte Yibna eine Blüte: Sie wurde zum Zentrum einer großen Provinz, ihr Hafen war wichtiger als der von Jaffa, und nach der Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. nutzten die Juden die Stadt als Sitz ihres religiösen Rates, des Sanhedrin.
Später gelangte Yibna in arabische Hände, als Amr ibn al-As die Stadt einnahm. Den Bewohnern wurde gemäß islamischer Überlieferung Schutz für Leben und Besitz zugesichert. Arabische Historiker erwähnten die Stadt mehrfach: Al-Ya’qubi[i] beschrieb sie als „eine der alten Städte Palästinas, auf einem Hügel gelegen. Al-Muqaddasi[ii] lobte die schöne Moschee und nannte die Stadt auch für ihre hochwertigen Feigen bekannt.
Im Jahr 1596 war Yibna ein Dorf im Gouvernement Gaza (Liwa Gaza) mit 710 Einwohnern. Es zahlte Steuern auf verschiedene Getreidesorten wie Weizen und Gerste, auf Sommerfrüchte, Sesam, Obst sowie auf andere Produkte wie Ziegen, Bienenvölker und Weinberge an das osmanische Reich.
Ende des 19. Jahrhunderts war Yibna ein großes, aus Stein gebautes Dorf auf einem Hügel. Nördlich davon befanden sich Olivenhaine, Maisfelder und Obstgärten. Das moderne Yibna verfügte über vier Hauptstraßen – zwei verlaufen von Ost nach West, zwei von Nord nach Süd. Die Mehrheit der Bewohner waren Muslime. Es gab zwei Grundschulen: eine für Jungen (gegründet 1921, 445 Schüler 1941/42) und eine für Mädchen (gegründet 1943, 44 Schülerinnen 1948).
Dank der Nähe zum Meer gab es viele Quellen und Brunnen. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte waren Zitrusfrüchte. 1944/45 entfielen 6.468 Dunam[iii]6,47 km2 auf Zitrusfrüchte und Bananen, 15.124 Dunam 15,12 km2 auf Getreide, 11.091 Dunam 11,09 km2 auf bewässerte Felder oder Obstgärten – davon nur 25 Dunam 0,025 km2 für Oliven.
Yibna gehörte zu den größten arabischen Dörfern im Verwaltungsbezirk Ramla. Es lag zwischen Aschkelon und Jaffa, südwestlich von Ramla, direkt an der Eisenbahnlinie von Gaza zur zentralen Station in Lydda. Die Entfernung zur Bahnstation in Gaza betrug 56 km, zur Station in Lydda 22 km – diese hatte sich während der britischen Mandatszeit Palästinas stark vergrößert.
Nakba 1948
Yibna, einst ein lebendiges arabisches Dorf an der Küste Palästinas, wurde Anfang Juni 1948 zum Schauplatz heftiger Kämpfe zwischen ägyptischen und israelischen Truppen. Während israelische Berichte vom 4. Juni berichten, dass die Stadt nach Mörserbeschuss und Kämpfen mit alten Männern, Frauen und Kindern eingenommen und die Bevölkerung vertrieben wurde, geben andere Quellen an, dass die Bewohner die Stadt aus Angst vor den heranrückenden Truppen bereits in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni kampflos verließen. Zeitgenössische Medienberichte der New York Times und der United Press zeichnen ein weiteres Bild: Zunächst beschoss die israelische Artillerie die höher gelegenen Stadtteile, während Eliteeinheiten hinter Minenräumtrupps vorrückten. Bei Sonnenaufgang flohen die Zivilisten Richtung Küste, unbehelligt von den Angreifern. Schließlich fiel Yibna und wurde zu einem strategischen Punkt an der Küstenstraße – der letzten „arabischen Festung“ zwischen Tel Aviv und den ägyptischen Stellungen nördlich von Ashdod.
1922 lebten 1.791 Menschen in Yibna, 1931 waren es 3.600, 1945 etwa 5.420 plus rund 1.500 Beduinen in der Umgebung. Zum Zeitpunkt der Nakba 1948 zählte die Stadt 6.287 Einwohner und wurde am 4. Juni besetzt. 1949 zerstörten die israelischen Streitkräfte das Dorf und errichteten auf seinem Gebiet die Stadt Yavne sowie zwischen 1949 und 1963 acht weitere kleine Siedlungen.
Yibna Heute
Heute durchquert eine Eisenbahnlinie das Gebiet der ehemaligen Stadt. Die Moschee ist zerstört, doch ihr Minarett steht noch, ebenso wie ein weiterer religiöser Komplex. Einige Häuser blieben erhalten: mindestens zwei werden von jüdischen Familien genutzt, eines von einer arabischen Familie. Während eines der jüdischen Häuser ein modernes Betongebäude mit Flachdach, Strommast und Fernsehantenne ist, besitzt das andere ein traditionelles Giebeldach. Das arabische Haus ist klein, teilweise baufällig und mit einem schrägen Ziegeldach versehen. In seiner Nähe liegt ein runder, nicht mehr genutzter Brunnen, der teilweise mit einer halbzylindrischen Steinstruktur überdeckt wurde.
Auf dem Land von Yibna entstanden nach der Vertreibung der Bewohner mehrere israelische Siedlungen. Bereits 1941 und 1946 wurden Yavne und Beit Rabban errichtet. 1949 folgten die Gründungen von Yavne, Kfar Hanagid und Beit Gamliel. In den folgenden Jahren entstanden Ben Zakkai (1950), Kfar Aviv (ursprünglich Kfar Heyor, 1951), Tzofiya (1955) und Keren Yavne, eine Bildungseinrichtung, im Jahr 1963. Auf diese Weise wandelte sich das historische Dorf Yibna zu einem Netz neuer Siedlungen und Einrichtungen, während nur noch vereinzelte Spuren der alten Stadt an ihre arabische Vergangenheit und vertriebene Bevölkerung erinnern.
[i]Abū l-ʿAbbās Ahmad ibn Ishāq ibn Wādih al-Yaʿqūbī (arabisch ابو العباس أحمد بن إسحاق ابن واضح اليعقوبي, DMGAbū l-ʿAbbās Aḥmad ibn Isḥāq Ibn Wāḍiḥ al-Yaʿqūbī geboren in Bagdad; gestorben im frühen 10. Jahrhundert, nicht vor 905 in Ägypten[1]) war ein arabischer (schiitischer) Historiker und Geograph, der in der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts lebte. Quelle: al-Yaʿqūbī – Wikipedia
[ii]Šams ad-Dīn Abū ʿAbd Allāh Muḥammad ibn Aḥmad ibn Abī Bakr al-Bannāʾ al-Baššārī (arabisch شمس الدين محمد بن أحمد المقدسي, bekannt als al-Muqaddasī oder auch al-Maqdisī; geb. 945 in Jerusalem; gest. nach 1000) war ein arabischerGeograph der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Er ist bekannt für sein Buch Aḥsan at-taqāsīm fī maʿrifat al-aqālīm,[1] das Karten enthält. Quelle: al-Muqaddasī – Wikipedia
[iii] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.
Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:
Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².
Als Teil unserer Serie “Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas” stellen wir euch heute das Dorf “Beit Mahsir” vor.
Das Dorf lag oben am Hang eines Berges und blickte von Westen auf eine weite Küstenebene hinab. Über Nebenwege war es mit der Hauptstraße Jerusalem–Jaffa und mit den umliegenden Dörfern verbunden. Im Jahr 1875 lebten dort etwa 450 Menschen.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Beit Mahsir ein mittelgroßes Dorf, das sich auf mehrere Hügelkuppen verteilte und einen Blick auf die westlich gelegenen Höhenzüge bot. Die Bewohner bauten vor allem Oliven an, besonders auf den Feldern nördlich des Dorfes, und versorgten sich mit Wasser aus einer Quelle im Nordosten.
Das Dorf hatte die Form eines Trapezes; die aus Stein und Lehm errichteten Häuser lagen in vier voneinander getrennten Vierteln. Es wuchs entlang der Straße, die von Ost nach West durch die Mitte führte und die Nachbardörfer verband. An dieser Hauptstraße befanden sich die Läden sowie öffentliche Gebäude, darunter auch die Dorfmoschee. Die Dorfbewohner, allesamt Muslime, waren stolz darauf, dass der letzte Imam, Scheich Khalil Asad, ein Absolvent der al-Azhar-Universität[i] in Kairo gewesen war. Neben der Moschee gab es im Dorf noch zwei heilige Stätten. Außerdem bestanden eine Grundschule im Westen, eine weiterführende Schule im Osten sowie eine Mädchenschule, die ursprünglich in einem Gebäude untergebracht war, das zuvor als Dorfambulanz gedient hatte.
Die Menschen von Beit Mahsir lebten vor allem vom Regenfeldbau: Sie pflanzten Getreide, Obstbäume, Oliven, Weizen, Sesam und Weinreben. Große Waldflächen erstreckten sich in der Umgebung des Dorfes. In den Jahren 1944/45 waren insgesamt 6.225 Dunam[ii]6,225 km2 für Getreide und 1.348 Dunam 1,348 km2 für bewässerte Felder oder Obstgärten bestimmt. Zudem verfügte das Dorf über eine Ölmühle und mehrere Getreidemühlen.
Das Dorf Beit Mahsir liegt auf einer relativ hohen Anhöhe des Jerusalemer Berglands, etwa 600 m über dem Meeresspiegel und rund 26 Kilometer westlich von Jerusalem.
Sein Land grenzte an die Flächen mehrerer Dörfer, darunter Saris, Suba, Al-Qastal, Beit Jiz, Beit Thul und Ishwa. Von dort aus blickte man ins Tal Bab Al-Wad. Außerdem führten Nebenstraßen vom Dorf zur Hauptstraße Jerusalem–Jaffa.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts (1875) wurde die Einwohnerzahl auf etwa 450 geschätzt. Im Jahr 1931 lebten bereits rund 1.920 Menschen in 445 Häusern, und bis 1945 war die Zahl auf etwa 2.400 angewachsen.
Nakba 1948
Obwohl das Dorf während der Operation Nachschon[iii] Anfang April 1948 ins Visier der Besatzung genommen worden war, wurde es erst in der ersten Maihälfte 1948 tatsächlich besetzt.
Nach der Operation Nachschon startete die Haganah[iv] eine Reihe von Angriffen, um den von ihr nach Jerusalem geschaffenen Korridor zu erweitern und das strategisch wichtige Zentrum von Latrun zu erobern. Beit Mahsir fiel schließlich während der Operation Makkabi in die Hände der Brigade Harel.
Ende März 1948 berichtete die „New York Times“, dass die britische Armee das Dorf kurzzeitig besetzt hatte. Beit Mahsir hatte britische Angriffe abgewehrt, nachdem arabische Kräfte die Siedlung Hartuv im Westen überfallen hatten.
Beit Mahsir Heute
Heute sind im Dorf noch einige Häuser erhalten, die verstreut wirken, sowie Überreste von Höhleneingängen, Brunnen und zwei verlassene Häuser.
Die Reste einer Getreidemühle, eine Metallmaschine mit Ausgleichsrollen auf einem steinernen Fundament, sind ebenfalls sichtbar. Vom östlichen Ende des Dorfes erstreckt sich ein alter Naturwald über den Bergrücken. Auf der Westseite des Geländes sind weiterhin Ruinen aus Steinhäusern und die Überreste der steinernen Mauern rund um die Obstgärten zu erkennen.
Im August schlug der Jüdische Nationalfonds dann vor, eine Siedlung namens „Beit Me’ir“ auf den Ruinen des Dorfes zu errichten. Angaben zufolge sollte diese Siedlung ursprünglich „Hagshama“ genannt werden, als sie am 27. September 1948 gegründet wurde. Andere Quellen berichten, dass „Beit Me’ir“ erst im Februar 1950 auf dem Land des Dorfes gegründet wurde, und dass „Hagshama“ eigentlich der ursprüngliche Name der Siedlung „Shorish“ war, die 1948 auf dem Gelände des Dorfes Saris (Bezirk Jerusalem) entstand.
Die Siedlung „Mesilot Zion“ wurde 1950 nordwestlich des ehemaligen Dorfstandorts gegründet.
Das Jüdische Nationalfonds hat die Wälder am Rande des Dorfes zu einem Naturschutzgebiet erklärt, das als „Gebiet Nr. 356“ bekannt ist, und dieses dem Lions Club in Israel geschenkt.
[i]Die Azhar-Universität (arabisch جامعة الأزهر, DMGǧāmiʿat al-Azhar) ist eine islamische Universität in Ägypten, die Teil der Gesamtkörperschaft der Azhar ist. Sie ist über zahlreiche Standorte in ganz Ägypten verteilt und hat einen männlichen und einen weiblichen Zweig. Im männlichen Zweig gibt es heute insgesamt 43 Fakultäten: sechs Fakultäten für Theologie (uṣūl ad-dīn) und islamische Mission (Daʿwa), fünf juristische Fakultäten, sieben Fakultäten für Arabische Sprache (al-luġa al-ʿArabīya), sechs Fakultäten für islamische Wissenschaften (ad-dirāsāt al-islāmīya), drei medizinische Fakultäten, zwei Fakultäten für Zahnmedizin, zwei pharmazeutische Fakultäten, zwei ingenieurwissenschaftliche Fakultäten, zwei landwirtschaftliche Fakultäten, zwei Fakultäten für Landwirtschaftstechnik, zwei erziehungswissenschaftliche Fakultäten, eine handelswissenschaftliche Fakultät, eine Fakultät für Sprachen und Übersetzung, eine medienwissenschaftliche Fakultät und eine naturwissenschaftliche Fakultät. Quelle: Azhar-Universität – Wikipedia
[ii] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.
Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:
Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².
Es gibt drei Dörfer in Palästina namens Jaba‘a. Eins befindet sich in Jenin (Westjordanland), ein anderes befindet sich in Jerusalem und das letzte befindet sich in Haifa (besetztes Palästina). Als Teil unserer Serie “Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas” stellen wir euch heute das Dorf “Jaba’a in Jenin” vor.
Das Dorf Jaba‘a liegt im Norden des Westjordanlands, genauer gesagt im Gouvernement Jenin, und gilt als eines der palästinensischen Dörfer mit einer langen Geschichte und einem reichen Erbe.
Jaba‘a liegt an der Hauptstraße zwischen den Städten Jenin und Nablus, etwa 20 Kilometer von beiden entfernt, und ist damit eine wichtige Verbindung zwischen den beiden Städten. Außerdem liegt es 660 Meter über dem Meeresspiegel und umfasst eine Fläche von 220.000 m2. Es ist umgeben von den Dörfern Anza, Aja, Al-Fandakumiya, Silat Al-Dhahr, Al-Atara, Sris und Yassid.
Das Dorf zeichnet sich durch seine geografische Lage an den Hängen des Berges Debron aus, umgeben von fruchtbaren Böden und weiten Weiden, was zum Wohlstand der dortigen Landwirtschaft und Viehzucht beiträgt.
Die Einwohner von Jaba’a haben ihre Wurzeln auf der Arabischen Halbinsel und leben seit etwa dreitausend Jahren in dieser Gegend. Im Dorf wurden archäologische Fundstücke aus der Bronze-, Eisen-, Perser-, Hellenistischen, Römischen und Byzantinischen Zeit entdeckt, die auf seine lange Geschichte hinweisen.
Jaba’a wurde 1517 zusammen mit dem Rest Palästinas in das Osmanische Reich eingegliedert. In den osmanischen Steuerregistern von 1596 erschien es unter dem Namen Jaba’a, gelegen in dem Unterbezirk von “Jabal Sami” im Landkreis Nablus. Es hatte eine Bevölkerung von 42 Familien, alle Muslime, die einen festen Steuersatz von 33,3 % auf landwirtschaftliche Produkte zahlten, darunter Weizen, Gerste, Sommerfrüchte, Olivenbäume, Ziegen und Bienenstöcke, zusätzlich zu gelegentlichen Einnahmen und einer Presse für Oliven oder Trauben; insgesamt 15.304 Akçe[i] (ca.9565 Euro).
Während der osmanischen Herrschaft diente Jaba‘ als Thronsitz (Kursi) der Familie Jarrar, die die mächtigste Adelsfamilie im ländlichen Hinterland von Nablus war. In späteren Jahren zog ein Teil der Familie in ein nahegelegenes Gebiet und gründete das heutige Sanur[ii], das die Familie ebenfalls befestigte.
Während des arabischen Aufstands in Palästina gegen die britische Kolonisation von 1936 bis 1939 war Jaba’a die Heimat von Fawzi Jarrar, einem führenden Rebellenkommandeur im Gebiet von Jenin.
Die Bevölkerung von Jaba’a wuchs in den Statistiken von 1945 auf 2.100 an; 2.090 Muslime und 10 Christen. Die Gesamtfläche des Dorfes betrug 24.620 Dunam[iii]24,62 km2, von denen 96,1 % im Besitz von Arabern waren, der Rest war Staatseigentum. Von den Ländereien des Dorfes wurden 2.671 2,671 km2 Dunam für Plantagen und bewässerbares Land genutzt, 11.054 11,05 km2 Dunam für Getreide, während 42 0,042 km2 Dunam bebaute (städtische) Flächen waren.
Jaba‘a ist bekannt für den Anbau von Oliven, Feigen und Mandeln und genießt einen guten Ruf für seine Töpferwaren, die zu den berühmtesten Palästinas zählen. Die Einwohner pflegen auch ihr volkstümliches Erbe, was zur Bewahrung der palästinensischen kulturellen Identität beiträgt.
Nakba 1948
Die Bevölkerung von Jaba wurde während der Nakba 1948 nicht vertrieben. Das Dorf leidet dennoch seit 1967 unter israelischer Besatzung und ist Opfer der israelischen Apartheidpolitik.
Jaba’a Heute
Heute ist Jaba’a eine palästinensische Stadt im Gouvernement Jenin mit einer Bevölkerung von etwa 10.413 Einwohnern (Stand: 2017). Sie wird von einem Gemeinderat unter der Leitung von Bassam Al-Jarrar verwaltet.
[i] Auch Aqce ist die erste und für über 100 Jahre einzige Silbermünze der Osmanen. Der Name geht auf die Farbe der Münze zurück und bedeutet „weißlich“ oder silbern. Als Vorbild diente der silberne Asper der Komnenen von Trapezunt. Das wichtigste Zahlungsmittel des Osmanischen Reichs soll bereits unter Otman I. (gestorben 1326) geprägt worden sein; deshalb wird der Akce in der türkischen Literatur auch „Otmani“ genannt. Quelle: Reppa Lexikon-Eintrag: Akce
[ii] Sanur ist ein palästinensisches Dorf 26 Kilometer südwestlich von Jenin (im Gouvernement Jenin) des Staates Palästina. Nach Angaben des palästinensischen Zentralamts für Statistik hatte Sanur im Jahr 2007 eine Bevölkerung von 4.067 und im Jahr 2017 von 5.036. Quelle: Sanur, Jenin – Wikipedia
[iii] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.
Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:
Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².
Als Teil unserer Serie „Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas“ stellen wir euch heute das Dorf „Deir Suneid“ vor.
Deir Suneid ist ein entvölkertes palästinensisches Dorf, das 12 km nordöstlich von Gaza liegt. Die Lage von Deir Suneid war bedeutend, da es eine Station der Eisenbahnlinie Rafah–Haifa zwischen al-Majdal und Gaza war. Von dem Dorf führten befestigte Straßen zu benachbarten Orten wie Hirbiya, Dimra, Simsim und Najd. Das Dorf lag 30 m über dem Meeresspiegel, und sein Land befand sich zwischen dem Wadi al-ʿAbd im Norden und dem Wadi al-Hasi im Süden.
Das Dorf lag in der Küstenebene, nicht weit vom Meer entfernt, zwischen dem Wadi al-ʿAbd im Norden und dem Wadi al-Hasi im Süden. Da Deir Suneid an der Küstenstraße lag und dort eine Eisenbahnstation vorhanden war, bestanden enge Verbindungen zu Gaza im Süden und zu Al-Majdal im Norden. Der Name des Dorfes deutet darauf hin, dass sich dort in vergangenen Zeiten christliche Mönche aufhielten – wenn er auch nicht auf eine christliche Bevölkerung hinweist. „Suneid“ ist der Name eines arabischen Stammes.
Im Jahr 1596 war Deir Suneid ein Dorf in der Region Gaza (Stadtkreis Gaza) mit 66 Einwohnern. Es zahlte Steuern auf verschiedene Feldfrüchte wie Weizen, Gerste und Obst, ebenso wie auf andere Erträge wie Ziegen und Bienenstöcke, an das Osmanische Reich.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Deir Suneid ein mittelgroßes Dorf, das durch zwei sich rechtwinklig kreuzende Straßen in vier Viertel aufgeteilt war. Die Häuser waren aus Lehmziegeln gebaut, und es gab Brunnen, Gärten und ein Wasserbecken. Im Zentrum stand eine Moschee. Gegen Ende des britischen Mandats hatte sich die Bebauung nach Westen in Richtung der Küstenstraße ausgedehnt.
1945 wurde dort eine Schule errichtet, die im selben Jahr mit 63 Schülern eröffnet wurde. Außerdem entstanden einige kleine Läden. Die Wirtschaft basierte hauptsächlich auf Landwirtschaft. Die Getreidefelder lagen im Süden, während Obst und Gemüse im Nordosten und Nordwesten angebaut wurden. In den Jahren 1944/45 waren 158 Dunum 0,158 km² für Zitrusfrüchte und Bananen bestimmt, 4.361 Dunum[i]4,361 km² für Getreide und 512 Dunum 0,512 km² bewässert oder als Obstgärten genutzt. Es wurden acht Brunnen mit einer Tiefe von 14 bis 30 Metern gegraben. Neben der Landwirtschaft spielte auch der Handel für einige Dorfbewohner eine Rolle.
Nakba 1948
Der genaue Tag der Besetzung von Deir Suneid lässt sich nicht bestimmen. Doch höchstwahrscheinlich geschah sie Ende Oktober oder Anfang November 1948. Das Dorf wurde zu Beginn der Operation Yoav am 15.–16. Oktober, nach Angaben des israelischen Historikers Benny Morris, aus der Luft bombardiert. Laut einem Bericht der New York Times wurde das Dorf am 21. Oktober erneut heftig bombardiert. In den letzten Phasen dieser Operation rückte die israelische Armee entlang der Küstenstraße vor, nachdem sich die ägyptischen Truppen zurückgezogen hatten, und besetzte am 4. November Al-Majdal, eine Stadt nördlich von Deir Suneid.
Auf dem Gebiet des Dorfes gibt es keine israelischen Siedlungen. Die Kolonie Yad Mordechai wurde jedoch bereits 1943 nördlich des Dorfgebietes gegründet.
Deir Suneid Heute
Von den Dorfstrukturen ist heute nur noch eine Eisenbahnbrücke erhalten, sowie bedeutende Teile der Bahnlinie und drei Gebäude des Bahnhofs. Die Steinbrücke verläuft über ein Tal und spannt sich über vier große Bögen. Die Bahnhofsgebäude sind verlassen und verfallen. Auf dem Gelände wachsen Kakteen, Eukalyptusbäume, Lycium-Sträucher und Dornengestrüpp. Die umliegenden Ländereien sind bewirtschaftet.
[i] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.
Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:
Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².
Khirbat Al-Khisas, nicht zu verwechseln mit Al-Khisas im Landkreis Safad, war eines der palästinensischen Dörfer, die nach der Nakba von 1948 entvölkert wurden. Das Dorf wurde damals zerstört, und heute befindet sich an seiner Stelle ein Teil der Stadt Aschkelon im besetzten Palästina. Als Teil unserer Serie “Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas” stellen wir euch heute das Dorf “Al-Khisas” vor.
Das Dorf hatte eine quadratische Form, und enge Gassen trennten die Häuser voneinander. Die Bewohner, allesamt Muslime, suchten für medizinische, schulische und administrative Dienste die Stadt Al-Majdal sowie die Dörfer Al-Jura und Na‘liya auf. Wasser für den äußeren Gebrauch bezogen sie aus Brunnen in der Umgebung des Dorfes. Sie bauten Gemüse und Obstbäume an (darunter Zitrusfrüchte, Weintrauben, Feigen, Mandeln und Aprikosen), die auf Bewässerung angewiesen waren. In den Jahren 1944/1945 waren insgesamt 191 Dunam[i]0,191 km2 für Zitrusfrüchte und Bananen, 419 Dunam 0,419 km2 für Getreide und 2.671 Dunam 2,671 km2 für bewässerte Flächen oder Obstgärten vorgesehen.
Es lag auf ebenem Land in der Küstenebene, mit Sanddünen im Norden und Westen. Die Bewohner pflanzten dort Bäume, um zu verhindern, dass der Sand ins Dorf vordrang. Eine kleine Nebenstraße verband Al-Khisas mit der Küstenstraße, die etwa vier Kilometer östlich verlief, und von dort gab es Verbindungen nach Gaza und Al-Majdal. Andere unbefestigte Wege führten zu den umliegenden Dörfern. Funde von Ruinen und Gräbern deuten darauf hin, dass die Gegend schon in der Antike besiedelt war.
Das Dorf zählt als eines der jüngsten Dörfer Palästinas, da es nach dem Ersten Weltkrieg auf den Resten einer Ruine entstanden ist und wurde im Index-Gazetteer of Palestine als Weiler eingestuft. Zunächst errichteten Bauern aus der Umgebung einfache Hütten, die sie während der Erntezeit nutzten. Nach und nach ließen sie sich dauerhaft nieder und bauten Lehmziegelhäuser. Der Ort hatte einen annähernd quadratischen Grundriss, die engen Gassen trennten die Häuser voneinander.
Der Name Al-Khisas geht auf die „Khusus“ zurück – einfache Unterstände aus Ästen und Bäumen, die die Bauern zunächst auf ihren Feldern errichteten. Später entwickelten sich daraus Lehmhäuser und schließlich auch Bauten aus Zement. Das Dorf galt mit der Zeit sogar als Ausflugsziel: Menschen aus Al-Majdal, aber auch aus Städten wie Lydda und Ramla, kamen hierher, um die Sommerfrische zu genießen. Von Gaza war Al-Khisas nur etwa anderthalb Stunden Fußweg entfernt. Östlich grenzte es an Na‘liya, westlich an Al-Jura, nördlich an Al-Majdal und südlich an den Gazastreifen.
Nakba 1948
Die israelischen Soldaten betraten das Dorf gleichzeitig mit ihrem Einmarsch in die Stadt al-Majdal, und das geschah am 4.–5. November 1948, am Ende der Operation Yoav.
Warum die Bewohner 1948 flohen, hängt mit den Ereignissen um das Massaker von Deir Yassin zusammen. Die Nachricht von den Gräueltaten verbreitete sich wie ein Lauffeuer, und viele Städte gerieten unter massiven Beschuss und wiederholten Angriffen. So verließen zuerst die Menschen aus Jaffa, Akka, Haifa, Lydda und Ramla ihre Heimat. Kurz darauf folgten die Dörfer Al-Bureir und Barbara, und schließlich mussten auch die Palästinenser aus Al-Majdal, Al-Jura, Na‘liya und Al-Khisas ihre Häuser zurücklassen. Nach zeitgenössischen Berichten gehörte Al-Khisas damit zu den letzten Orten, die entvölkert wurden – mehr als sieben Monate nach den ersten Fluchtwellen aus den nördlichen Städten.
„Ich bin heute vierundsiebzig Jahre alt – nur sechzehn Jahre älter als die Nakba selbst. Doch bis heute habe ich die Bilder meiner Heimat Al-Khisas und der umliegenden Dörfer fest im Gedächtnis. Ich erinnere mich an die Häusergrenzen im Dorf, an die Menschen, und besonders an den Markt von Al-Majdal, den wir täglich besuchten, um unsere Feldfrüchte und Waren zu verkaufen. Nur die Beduinen kamen dorthin ausschließlich am Freitag.
Eines Tages wurde dieser Markt von drei feindlichen Flugzeugen angegriffen. Sie beschossen die Händler und ihre Stände, und viele Menschen wurden verletzt oder getötet. Auch ich war unter den Verwundeten. Ich war damals erst sechzehn Jahre alt, als mich die Splitter der Geschosse trafen. Ich suchte Schutz neben einem Abflussgraben, bis die Flugzeuge verschwanden. Mein Körper war voller Wunden, meine Haut schwarz gefärbt von den Einschlägen.
Ein Verwandter, der in der Panik floh, glaubte, ich sei gefallen, und brachte meiner Familie die Nachricht von meinem Tod. Doch auf dem Heimweg begegnete ich einer Verwandten, und wir beide lachten – so seltsam es klingt – über das Missverständnis und darüber, was ich überlebt hatte.“
Zeugenaussage einer ältere Damen namens „blaue Augen“ aus dem Jahr 2006
Al-Khisas Heute
An der Stelle des Dorfes sind noch die Überreste der Häuser zu sehen, die einst aus Zement und Kalk gebaut waren. Zwischen den Trümmern wachsen dichte Bestände von Kaktusfeigen, dazu Doumpalmen und Sykomoren. Außerdem stehen dort sechs hochgewachsene Eukalyptusbäume. Die umliegenden Flächen werden heute von einer staatlichen Entwicklungsbehörde landwirtschaftlich genutzt.
[i] Dunum bzw. Dunam oder Donum geschrieben (im heutigen Türkischen Dönüm) ist ein Flächemaß aus der Zeit der Osmanen.
Es ist in Vorderasien teilweise heute noch gängig. Der Begriff ist abgeleitet von „dönmek“, was so viel bedeutet wie umkehren bzw. heimkehren. Damit sollte die Fläche beschrieben werden, die ein Mann an einem Tag Pflügen und Abends heimkehren kann. Heutzutage wird in der Umrechnung der Maßeinheit deutlich, dass Dunum unterschiedliche Flächen beschreibt je nach Region:
Im Libanon, in Libyen, in Syrien und der Türkei wird ein traditionelles Dunum von ca. 919 m² verwendet. In Palästina entspricht ein Dunum 1000 m². In dieser Form wird es auch in Jordanien und auf dem Balkan angewandt. Auf Zypern ist ein Dunum 1337,8 m² wegen der dort durch britische Kolonialisten eingeführten Yard-Umrechnung. Im Irak ist ein Dunum 2500 m².
Palästina hat eine einzigartige und umfangreiche Geschichte, welche seit tausenden von Jahren dokumentiert wird. Vor 1948 war Palästina die Heimat einer vielfältigen Bevölkerung aus Muslimen, Juden und Christen, da alle Gruppen religiöse Verbindungen zu diesem Gebiet hatten, insbesondere zur Stadt Jerusalem. Das Land selbst stand unter der Kontrolle verschiedener Reiche, darunter die Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen, Römer, Byzantiner und schließlich das Islamische Kalifat und das Osmanische Reich.
Vor 1948 lebte die palästinensische Bevölkerung überwiegend in Dörfern. Die Dörfer variierten in der Größe, von kleinen Weiler-Siedlungen, die aus einer einzigen Großfamilie bestanden, bis zu großen Dörfern mit mehreren Tausend Einwohnern. Sie wurden oft auf Hügeln oder Hängen erbaut, um Schutz und Entwässerung zu gewährleisten, und waren von landwirtschaftlichen Flächen für Feldfrüchte und Vieh umgeben.
Vor 1948 gab es in Palästina etwa 1.300 Dörfer, Weiler und ländliche Siedlungen, davon etwa 773 palästinensische Dörfer in den Gebieten, die später zu Israel gehörten. Nach Aufzeichnungen des britischen Mandats existierten rund 850–900 ländliche Dörfer, wobei die Einbeziehung kleiner Weiler die Gesamtzahl auf über 1.200 erhöht. Dörfer waren über alle Distrikte verteilt, darunter Jerusalem, Jaffa, Haifa, Akko, Beerscheba, Gaza, Nazareth, Tiberias, Safed, Jenin, Tulkarem, Baysan und Hebron, mit unterschiedlicher Bevölkerungsdichte und landwirtschaftlicher Produktivität.
Während der Nakba ‘großen Katastrophe’ in 1948 wurden über 530 Dörfer zerstört und ihre Bewohner wurden von Israel vertrieben. Das Ausmaß der Nakba war verheerend und ist bis heute noch spürbar. 750.000 Palästinenser wurden von ihren Häusern vertrieben und sind somit in die Nachbarländer wie dem Libanon und Syrien geflüchtet. Laut UN-Angaben leben derzeit fast 500.000 Palästinenser in Flüchtlingslager im Libanon.
In dieser Serie “Das schönste Land: Die Dörfer Palästinas” werden wir verschiedene palästinensische Dörfer und ihre Geschichte vorstellen, um ihre Erinnerung am Leben zu erhalten.
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